kbo-Lech-Mangfall-Klinik Agatharied

…ist Versorgungsklinik für die Region Miesbach, Bad Tölz/ Wolfratshausen sowie für Teile von Weilheim/Schongau und damit zuständig für das gesamte Spektrum psychischer und psychosomatischer Erkrankungen. Dazu zählen depressive Erkrankungen, Schizophrenie, Abhängigkeitserkrankungen und Persönlichkeitsstörungen. Chefarzt in Agatharied ist seit 2014 Prof. Dr. Michael Landgrebe. Zum 1.8.2021 übernahm Prof. Landgrebe zusätzlich die Aufgabe des Ärztlichen Direktors der kbo-Lech-Mangfall-Kliniken gGmbH. Eines der großen Ziele des Mediziners: „Sich bei einer psychischen Erkrankung behandeln zu lassen, sollte ebenso selbstverständlich werden, wie bei einem Herzinfarkt die Notaufnahme aufzusuchen.“

Wie die Lech-Mangfall-Kliniken helfen können, erläutert Landgrebe im Video-Interview mit Lawiki.bayern. Jeden könne eine solche Erkrankung treffen. Das entsprechende Risiko steige durch die zunehmende Urbanisierung und durch die damit einhergehende Vereinsamung. Die Digitalisierung und unser Arbeitsstil seien ebenfalls nicht gerade förderlich für die psychische Gesundheit. Landgrebe appelliert an Betroffene, frühzeitig Hilfe zu suchen, vor einem wochen- oder monatelangen Leiden mit vielen belastenden Symptomen bis hin zu Suizidgedanken. In besonderen Notsituationen könne man sich täglich rund um die Uhr an den Krisendienst Psychiatrie Oberbayern wenden, und zwar unter der Nummer 0800 655 3000.

Laut Merkur vom 8.7.2021 sind in den Landkreisen Miesbach, Bad Tölz/Wolfratshausen, Garmisch-Partenkirchen, Weilheim-Schongau und Landsberg mobile Krisenteams von Montag bis Sonntag rund um die Uhr in Rufbereitschaft. Zweiköpfige Teams rücken z.B. aus, wenn Suizidgefahr besteht, eine schwere Psychose zu befürchten ist, bei Angstzuständen und Panikattacken oder auch, wenn Familien- oder Paarkonflikte ausarten. Die mobilen Krisenteams kommen ohne Blaulicht oder anderweitiges Aufsehen, soll doch das Umfeld des Krisenpatienten vom Helfer-Besuch nichts bemerken. Die Teams sind meist innerhalb einer Stunde vor Ort und bringen die für ein deeskalierendes Gespräch erforderliche Zeit mit. Gemeinsam mit den Betroffenen klären sie, welche Hilfen dieser braucht. Außerdem vermitteln sie Beratungstermine und Behandlungsangebote. Laut Richard Hörtlackner, den der Merkur zitiert, können so stationäre Aufnahmen in 50 % der Fälle vermieden werden. Noch erfolgreicher wolle man bei der Zahl der Zwangseinweisungen werden. Bezirkstagspräsident Josef Mederer ergänzte, Zwangseinweisungen sollten „die Ausnahme von der Ausnahme“ werden. Wie es hieß, soll der Krisendienst zuletzt bis zu 200 Anrufe am Tag entgegengenommen haben. Mit dem Krisendienst Psychiatrie Oberbayern arbeiten die kbo-Kliniken eng zusammen.

(Ab TC 0.25 Min.) Bei den Abhängigkeitserkrankungen sieht Prof. Landgrebe in unserer Region die Alkoholabhängigkeit an oberster Stelle. Illegale Drogen spielten auf dem Land eine eher untergeordnete Rolle, anders als etwa in den Großstädten, wo Drogen wie Chrystal ein großes Thema seien. In Südbayern dominiere der Bierkonsum, in Nordbayern greife man regelmäßig zum Wein. Der Alkoholgenuss gehöre hier zur Sozialisation. Aus dem Genuss von Alkohol werde dann nicht selten ein Missbrauch, der zur Abhängigkeit und damit zu einem Krankheitsbild führen könne.

Was man über die Schizophrenie wissen sollte, ist nach etwa 4 Minuten Laufzeit unseres Videos zu erfahren. Für Landgrebe, der 2018 und 2020 vom Magazin FOCUSGesundheit zum TOP Mediziner für den Bereich Schizophrenie gekürt wurde, ein „faszinierendes“ Krankheitsbild, das jedoch für den Patienten wie auch für die Angehörigen sehr belastend sei. Höre der Betroffenen z.B. Stimmen oder fühle sich verfolgt, dann sei das für ihn hochgradig beängstigend. Durch derartige Erregungszustände ausgelöste Anspannung oder Gewalt könne natürlich leicht auch für die Angehörigen angsteinflößend wirken. Ganz selten fänden tatsächlich Gewalttaten gegenüber Angehörigen statt, die dann aber Ausdruck einer massiven psychotischen Entgleisung seien. Aufgrund dieses Gesamtbildes sei verständlich, dass die Allgemeinbevölkerung mit Ängsten auf an Schizophrenie Erkrankte reagiere. Dabei sei diese Erkrankung gut zu behandeln, wenn auch mit erheblichen Nebenwirkungen für die Patienten, die noch immer etwa 20 Jahre früher stürben als der Durchschnitt der Bevölkerung. Außer den nebenwirkungsreichen Medikamenten spiele auch der Lebenswandel eine Rolle. Viele Schizophrenie-Patienten vernachlässigten sich, ernährten sich ungesund und rauchten sehr viel.

Ab TC 7.20 Minuten geht Prof. Landgrebe auf die Vorgehensweise der sprechenden Medizin ein. Sie steht in der kbo-Klinik Agatharied im Vordergrund. Psychiater seien dazu angehalten, den Patienten in seiner Gesamtheit zu betrachten. Ursache psychischer Erkrankungen seien nur zum Teil die Gene. Zu diesem „biologischen“ Faktor kämen die sogenannten psychodynamischen, die mit der Interaktion zwischen Menschen zu tun hätten. Werde man am Arbeitsplatz gemobbt oder von seinem Vorgesetzten permanent schikaniert, rutsche man – je nach Resilienz – früher oder später in eine Depression hinein. Für eine Therapie solcher Patienten mache es wenig Sinn, sie in einer Klinik von allen krankmachenden Faktoren abzuschirmen. In klinischer Obhut gehe es ihnen meist prima. Kehrten sie allerdings nach vielleicht 6 Wochen ins häusliche Umfeld zurück und die auslösenden Faktoren seien unverändert, folge ein Rückfall. Es gelte also, immer das gesamte Umfeld des Patienten mit zu betrachten. Auf diese Zusammenhänge stelle das „biopsychosoziale Entstehungsmodell“ psychischer Erkrankungen ab. Weitere Einzelheiten dazu wie auch zu weiteren Themenbereichen erfahren Sie in unserem Video mit Prof. Landgrebe.

Unser Video mit Prof. Dr. Michael Landgrebe, ergänzt durch kurze Text-Infos, finden Sie hier.