Kruse, Prof. em. Dr. Andreas

Prof. Kruse, ehemal. Direktor des Instituts für Gerontologie an der Universität Heidelberg u. Ex-Vorsitzender der Altersberichtskommissionen der Bundesregierung, erläutert im Video, unter welchen Bedingungen Ältere ihre Lern- und Anpassungsfähigkeit bis ins hohe Alter erhalten können.

Appell an die Geriatrie: Potenziale alter Menschen heben, um mehr Jahre in Gesundheit zu ermöglichen

Beim ersten Fachtag Geriatrie in München forderte Prof. Kruse, Altersmediziner sollten bei der Behandlung ihrer Patienten viel mehr darauf achten, was diese noch selbst könnten bzw. zu lernen in der Lage seien, um sie entsprechend zu fördern. Wie in der Gesellschaft sei auch in der Geriatrie die Vorstellung weit verbreitet, das Alter verlaufe nach einem streng geordneten Programm. Diese Vorstellung lasse völlig außer Acht, „welche Veränderungsmöglichkeiten unsere DNA bietet“, so Kruse in seinem engagierten Plädoyer gegen „noch immer verheerende Altersbilder“. Kruse hält es gar für notwendig, bereits im Unterricht über das Potenzial des Alters zu informieren. Bildungsungleichheit sei „zentrale Größe bei sozialer Ungerechtigkeit“. Und weiter: „Durch Bildung wären manche schweren Krankheitsverläufe zu verhindern“. Zudem könnten ältere Menschen mit körperlichen Einschränkungen viel besser umgehen, wenn sie einen Sinn in ihrem Leben finden. Darin solle man selbst Hochbetagte immer wieder ermutigen. Übrigens durchaus zum Wohle nachfolgender Generationen, meint Kruse, denn viele aus dieser Altersgruppe übernähmen gerne Aufgaben für die Gesellschaft. Darauf habe schon die inzwischen verstorbene Altersforscherin Ursula Lehr aufmerksam gemacht.

In unserem Video-Interview von 2008 hatte Kruse erläutert, wie Arbeitgeber ihre Mitarbeiter darin unterstützen können, viele ihrer Fähigkeiten bis ins hohe Alter zu erhalten. Investierten Unternehmen im Rahmen einer solchen „lebenszyklusorientierten“ Personalpolitik jedoch viel in Fort- und Weiterbildung wie in gesundheitliche Prävention ihrer Angestellten, müssten diese sich auch selbst einbringen. Sie müssten bereit sein, sich weiterzubilden, sich auf Veränderungen einzulassen und selbst auf ihre Gesundheit zu achten, so Kruse damals.