Mediation – Menschenbilder

„Wir sind zu allem fähig! Nur gut oder nur böse ist niemand“, so der Schweizer Pionier der Mediation, Prof. Dr. Joseph Duss-von Werdt. Auch er habe Hell und Dunkel in sich und verstehe sich manchmal nicht. Das erlebe man häufig in der Mediation, Menschen, die von sich selbst völlig irritiert seien. So habe ihm etwa ein Mediand berichtet, früher sei für ihn alles ganz klar gewesen. Er habe gewusst, was er wolle. Dann habe er sich zu Dingen überreden lassen, die eigentlich gar nicht zu ihm gepasst hätten. Nun sei ihm die Selbstachtung verloren gegangen. Es sei nicht einfach, jemandem in dieser Situation zu erklären, dass der Mensch eben nicht immer gleich sei. Wir alle änderten uns ständig, je nachdem mit wem wir zusammen seien. Am Verhalten eines Menschen seien immer auch die anderen beteiligt. Welchen Einfluss wir selbst haben, versucht Duss-von Werdt anhand der Geschichte vom guten und vom bösen Wolf zu veranschaulichen.

Prof. Dr. Joseph Duss-von Werdt unterrichtete u.a. viele Jahre an der Fernuniversität Hagen als Lehrbeauftragter für Mediation. Sein humanistisches Weltbild prägte seine Sicht auf die Mediation und ihre Möglichkeiten, unsere gesellschaftliche Diskurskultur weiterzuentwickeln. Im Oktober 2019 verstarb der überzeugte Verfechter der Mediation.