Wilhelm, Ulrich

Ulrich Wilhelm, zum Zeitpunkt unserer Aufnahme im Herbst 2017 noch Intendant des Bayerischen Rundfunks, erläutert in unserem Video, warum wir uns dringend davor hüten sollten, den Erhalt unseres Rundfunksystems in Frage zu stellen. An den Fall der fristlos entlassenen RBB-Intendantin Patrizia Schlesinger konnte Wilhelm dabei noch nicht gedacht haben, aber auch seine Nachfolgerin Katja Wildermuth stellte kürzlich in einem ausführlichen Interview heraus, welche guten Gründe es gibt, an unserem Rundfunk-System festzuhalten. An die Mitarbeiter der öffentlich-rechtlichen Rundfunkhäuser appellierte sie, nicht nur über die Erfolge zu sprechen, sondern sich vor allem auch zu erzählen, was nicht gut gelaufen ist. Nur dann könne man immer besser werden. Die BR-Intendantin wörtlich: „Wir können nicht gläsern genug arbeiten!“

Noch einmal zurück zu unserem Interview mit Wildermuths Vorgänger: Ulrich Wilhelm betont darin u.a. die Bedeutung unabhängiger Berichterstattung für den Fortbestand unserer Demokratie. Gerade in Zeiten von Fake News seien die durch unsere Beiträge finanzierten Sender unverzichtbar, um die Demokratie gegenüber denjenigen zu verteidigen, die unsere Gesellschaftsform ablehnten.

Auch Identitätsstiftung gehöre zum Auftrag unseres Rundfunksystems, so Wilhelm weiter. Für den Zusammenhalt in der Gesellschaft sei es wichtig, dass in der Region Bilder über die Region erzeugt würden. Der Blick auf Deutschland dürfe nicht allein von Netflix, Amazon und Co geprägt werden, die überall auf der Welt die gleichen Inhalte ausrollten. Auch Unterhaltung und Spielfilme beeinflussten schließlich unsere Wertentscheidungen.

Wilhelm erklärt im Video mit Lawiki.bayern außerdem, warum die Väter des Grundgesetzes unbedingt hatten verhindern wollen, dass Einzelne mit großem Vermögen zu starken Einfluss auf die öffentliche Meinung nehmen können. Dies sei auch im heutigen Dualen Rundfunksystem zu beachten, wo sich etwa Investoren wie Mediaset, die von der Familie des ehemaligen italienischen Ministerpräsidenten Berlusconi († am 12.6.2023) kontrolliert werde, bei unseren privaten Sendern einkauften.

In unserem Video-Beitrag kommt auch der ehemalige BR-Rundfunkrat Karl Heinz Eisfeld zu Wort. Die Interviews mit Ulrich Wilhelm und Karl Heinz Eisfeld wurden im Anschluss an eine Veranstaltung des Rotary Clubs Holzkirchen 2017 im Oberbräu-Festsaal der Marktgemeinde aufgezeichnet.

Kurz vor Ende seiner Amtszeit als ARD-Vorsitzender hatte Wilhelm im Dezember 2019 in der Süddeutschen Zeitung erneut für ein – wie er es nennt – digitalesÖkosystem geworben, das auch unter dem Schlagwort Supermediathek diskutiert wird. Gebraucht werde eine europäische Alternative zu den US-Plattformen, die auf der Basis europäischer Werte stehen müsse.