Elektrifizierung der Oberlandstrecken bleibt Ziel

Die Bahnstrecken von München über Holzkirchen nach Bayrischzell, Lenggries und Tegernsee sind nicht in den Testbetrieb einbezogen, über den der Merkur am 6.10.2022 berichtete, so das bayerische Verkehrsministerium am 7.10.2022 auf Anfrage von Lawiki.bayern. Im Mittelpunkt des Merkur-Beitrags stand ein Triebfahrzeug von Siemens, der Mireo Plus H, der kürzlich auf der Bahnmesse Innotrans vorgestellt worden war. Im Testbetrieb soll 2023 ein solcher Wasserstoffzug 30 Monate lang auf Strecken rund um Augsburg eingesetzt werden. Der Testbetrieb erstreckt sich ebenfalls auf die so genannte Ammerseebahn von Augsburg über Geltendorf und Weilheim bis nach Peißenberg und soll dort bei einzelnen Fahrten im regulären Betrieb Dieselzüge ersetzen. Wie das bayerische Verkehrsministerium weiter erklärte, erwarte man sich davon wichtige Erkenntnisse darüber, ob Wasserstoffzüge auf dieser Strecke geeignet seien. Wasserstoffzüge seien jedoch nur eine von mehreren Optionen für die Zukunft. Eine Entscheidung, auf dieser Strecke auch langfristig Wasserstoffzüge einzusetzen, sei damit nicht verbunden. Wasserstoff „als ultimativer Ersatz für Dieselantriebe“ (Merkur vom 6.10.2022) – diese Einschätzung scheint man im Verkehrsministerium eher nicht zu teilen. Was die Oberlandstrecken angehe, setze man „voll auf die Elektrifizierung, da dies nach wie vor sowohl verkehrlich wie finanziell und ökologisch die beste Lösung ist, weil die Teilstrecke von München bis Holzkirchen bereits elektrifiziert und die Angebotstaktung hoch ist“. Die Vorplanung für die Elektrifizierung der südlich Holzkirchens gelegenen Streckenabschnitte laufe aktuell noch. Im Planungsprozess würden auch zusätzliche Stellwerke und Bahnübergange berücksichtigt. Der nächste Schritt sei dann die Entwurfs- und Genehmigungsplanung.

Elektrisch oder mit Wasserstoff (z.B. LOHC) – wie sollen die Züge im Oberland künftig angetrieben werden? Um diese Frage ging es beim Strategiegespräch zwischen Ilse Aigner, damals noch bayerische Wirtschafts- und Verkehrsministerin, und Vertretern des Landkreises Miesbach im Oktober 2017. Am Ende des Tages hatte man – wie Josef Lechner, bis 2020 1. Bürgermeister der Gemeinde Fischbachau es formulierte – „die Elektrifizierung priorisiert“. Unser Video gibt einen Einblick in die Problemlage, die der Merkur in seiner Ausgabe vom 8. März 2021 noch einmal aufgegriffen hatte. Die Zeitung hatte nach eigenen Angaben erfahren, dass bis Sommer 2022 die Vorplanung für die Elektrifizierung der Strecken Holzkirchen-Schliersee-Bayrischzell und Holzkirchen-Lenggries abgeschlossen werden solle. Die Bahn – Inhaber dieser Bahnstrecken – arbeite hier im Auftrag des Freistaats Bayern, „der die Elektrifizierung der genannten Trassen als Vorzugslösung“ bezeichne. Der auskunftsgebende Sprecher des Verkehrsministeriums habe noch einmal darauf hingewiesen, dass die Züge zwischen Holzkirchen und München bereits heute hin und zurück unter Oberleitungen fahren. Außerdem sei eine Nutzung der Münchner Tunnelbahnhöfe aus heutiger Sicht auch nur mit „klassischen Elektrofahrzeugen“ möglich. Die Staatsregierung beobachte allerdings „weiter aufmerksam die Entwicklung bei alternativen Antriebstechnologien wie Akku- oder Wasserstoffantrieben (z.B. LOHC ). Sollte sich hier ein Technologiesprung ergeben, werde der Freistaat eine solche Lösung nochmals mit der Elektrifizierung vergleichen“. Das Ministerium spricht laut Merkur von einem „langen Atem“, der nötig sei. In gewisser Weise sei man aber dennoch bereits vorbereitet auf eine neue Zukunftstechnologie – die neuen Züge der Bayerischen Regionalbahn seien nur geleast, so dass man sie bei Bedarf austauschen könne.

Im Vorfeld des oben genannten Strategiegesprächs* von 2017 mit der damaligen Verkehrsministerin Aigner hatte auch die LOHC-Technologie zur Diskussion gestanden. Im Video-Interview mit Lawiki.bayern hatte Aigner dann aber erklärt, LOHC sei eine „charmante, aber noch nicht ausgereifte Technologie“. Was mit LOHC bereits damals schon als denkbar erachtet wurde, erläuterte Prof. Wolfgang Arlt vor unserer Kamera.

*An diesem Gespräch teilgenommen hatten u.a. Wolfgang Rzehak, (bis zur Kommunalwahl 2020) Landrat des Landkreises Miesbach, Olaf von Löwis, (bis zur K-Wahl 2020) 1. Bürgermeister der Marktgemeinde Holzkirchen (seit der Wahl Landrat des Landkreises Miesbach) , und Josef Lechner, (bis zur K-Wahl 2020) 1. Bürgermeister der oberbayerischen Gemeinde Fischbachau.